Borderlands – Vorfreude auf Teil 2?

Es ist schon einige Zeit her, dass ich Borderlands zuletzt gespielt habe – ungefähr ein Jahr. Und selbst da hatte ich einen Character weiter gespielt, mit dem ich ungefähr vor einem Jahr angefangen und wegen einem Umzug abgebrochen hatte. Als dann die Ankündigung zum zweiten Teil letztes Jahr erschien, hatte ich mich gefreut. Teufel, ich glaube ich hatte das sogar die Spiel-Neu-Ankündigung des Jahres bezeichnet. Eine Woche später, es könnte aber auch zwei Tage später gewesen sein, habe ich mich jedoch gefragt, was ich mir dabei eigentlich dachte – nicht unähnlich dem Gefühl an einem Sonntagmorgen neben einer unschönen „Überraschung“ aufzuwachen. Denn ein Fan von Borderlands bin ich eigentlich nicht wirklich geworden.

Ich muss dazu sagen, dass Borderlands bei mir auch unter einem ungünstigen Stern liegt: Ich mag keine Coop-Spiele. Über das Warum könnte ich ich wahrscheinlich einen eigenen Artikel füllen. Jedenfalls ziehe ich es immer vor solo zu spielen.

Davon abgesehen hatte ich mit Borderlands zunächst auch keinen Spass. Das lag nicht an der Optik, die Borderlands definitive zu etwas besonderem macht – Optik ist ohnehin sehr selten ein K.O.-Kriterium für mich ist. Borderlands krankte für mich an dem selben Problem, unter dem die meisten RPGs leiden: Dem lahmen Einstieg. Zwar gibt es in Borderlands keine Abilities, die meine Figur zunächst erlernen müsste (mal abgesehen von der jeweiligen Spezial-Fähigkeit), um wie in anderen RPGs das Spiel abwechslunsgreicher zu machen, aber anfangs fehlt noch die Waffenvielfalt und somit auch die interessanteren Waffen. Auch laufen die Gegner noch auf Sparflamme und lassen kaum Spannung aufkommen. Ich werde darauf noch ins Detail gehen, aber gerade am Anfang hat man in Borderlands eine schöne und relative große Welt, in der aber kaum etwas passiert. Deswegen habe ich auch Borderlands alleine spielen müssen: Weder ein Kumpel mit dem ich gespielt hatte, noch mein Schwager hatten Spass an Borderlands finden können, haben sich gelangweilt und haben Pandora noch ein Stückchen einsamer für mich gemacht.

Nach den zähen Einstieg hat Borderlands aber durchaus seine Reize, bzw. verliert seine anfänglichen Schwächen. Dass die Optik gefällt erwähnte ich ja schon. Sehr gefallen haben mir aber auch die RPG-Elemente in dem Ego-Shooter, besonders da ich vorher noch keinen vergleichbaren Genre-Mix aus RPG und Ego-Shooter kannte. Erfahrunspunkte sammeln und im Level aufsteigen durch besiegen von Gegnern fühlte sich genau an wie in einem RPG – nur eben als Ego-Shooter, awesome! Hinzu kommt noch diese abartig-riesige Auswahl an Waffen wie in keinen anderen Ego-Shooter, die mit ihren Attributen das RPG-Konzept noch weiter vertieften. Und da es nun auch mit mehreren und interessanteren Gegnern spannend wurde, hatte mir Borderlands eine Zeit lang sehr viel Spass gemacht.

Aber insgesamt konnten mich die Optik, die RPG-Elemente und die Waffen-Flut dann doch nicht über das gesamte Spiel tragen. Einzigartige Optik schön und gut, irgendwann sieht man sich doch satt. Und das Sammeln von Waffen und EXP reichen insgesamt auch nicht aus, wenn im Grunde genommen das ganze Spiel nur daraus besteht. Über eine Story braucht man nicht reden, es gibt schlichtweg  keine in Borderlands. Man sucht eine Kammer mit Reichtümen, die auch von anderen gesucht wird und irgendwann (Spoiler) findet man diese Kammer auch… mehr oder weniger… wenn ich mich nicht irre. An Borderlands krankt es aber nicht nur an einer fehlenden Story, sondern auch an dem schlecht umgesetzten Open World-Konzept. Gerade wegen Spielen wie Borderlands habe ich eine Abneigung gegenüber Open World-Spielen entwickelt. Ich glaube Borderlands treibt es sogar auf die Spitze: Nehme Auftrag – die dir in einer langweiligen Textbox erklärt wird – an, gehe zu Ort XY und töte Jemanden oder hole einen Gegenstand, gehe zurück und schließe – mit einer weiteren, langweiligen Textbox – den Auftrag ab. Mehr ist da nicht. Nicht nur fehlt es im Endprinzip an richtigen Characteren oder der Interaktion mit den wenig vorhandenen Characteren weil die Textboxen die Dialoge ersetzen, die Aufträge sind meistens auch noch völlig banal und im Endprinzip nur Beschäftigungsarbeit. Meiner Meinung nach läuft auch etwas völlig schief, wenn man mir als Spieler Aufträge gibt, die die NPCs eigentlich auch selber erledigen könnten, und man mich mit dieser Arbeit auch noch zumüllt. Üblicherweise habe ich mir bei den Black Boards eine Liste an Aufträgen abgeholt, mir die Zielorte angekuckt, eine Route geplant – um so wenig wie möglich zwischen den Orten zu reisen – und hatte dann diese enorme Liste an Aufgaben abgearbeitet. Und dabei bleibt Borderlands vor allem einfach nur leer. Es gibt zwar NPC’s, aber man interagiert einfach nicht mit denen. Die einzige Interaktion findet mit einer Textbox statt, die mir einen Auftrag und eine Belohnung für den Auftrags-Abschluss gibt. Ein beweglicher Pappaufsteller bietet da genauso viel Interaktion und hat sogar mehr Character-Tiefe. In der Borderlands-Welt gibt es eigentlich nur mich, die Gegner und sehr viel Ödnis.

Nein, insgesamt hat mir Borderlands bei 49 Stunden Spielzeit (und mir fehlt noch der Claptrab- und Mad Moxxi-DLC) keinen Spass mehr gemacht. Zu monoton und einfach nur langweilig ist mir das Spiel geworden.

Dann die Ankündigung zum zweiten Teil. Und rein von den Versprechungen her klang es nicht so schlecht: Diesmal soll es eine Geschichte geben! Vielleicht sogar eine gute! Und die Charactere soll man unterschiedlich entwickeln können. Auch soll es Missionen geben, die im Ablauf variabel sein sollen und somit unterschiedlich verlaufen könnten.

Als dann der erste Trailer erschien, wurde meine bis dahin von selbst gedämpfte Vorfreude noch weiter gedämpft: Die vier neuen Character sahen irgendwie so gar nicht neu aus, sondern wie die Brüder und die Schwester von den Vor-Characteren. Langweiliger Soldat? Check. Stummer, maskierter Jäger? Check, nennt sich Null, sorry, ich meine ZerO – hat es bedeis bisher ja auch noch nie gegeben… Aber jedenfalls: Tussi mit Hockuspockus-Gedöns? Check. Der Kampfprotz hingegen ist nun ein Kampfzwerg geworden mit der besonderen Fähigkeit, zwei Waffen auf einmal benutzen zu können – also das, was Joanna Dark schon vor ca. 12 Jahren schon konnte (okay, fair play: Sie konnte nur zwei identische Einhänder-Waffen simultan benutzen). Na bravo. Immerhin soll die Character-Entwicklung nun wie gesagt abwechslunsgreicher sein. Den maskierten Jäger kann ich zum Ninja-Nahkämpfer oder zum Sniper entwickeln, die Tussi zum White- oder Black-Mage.

Aber ansonsten sah alles einfach zu sehr nach dem ersten Teil aus. Ich glaub in den aktuellen Trailern hätten sie tatsächlich Spielszenen aus dem ersten Teil untermischen können, ich hätte es nicht gemerkt. Zumindest glaube ich bestimmte Gegner wiedererkannt zu haben. Meine Zweifel bleiben einfach und ich frage mich, ob Gearbox wirklich die Mankos aus dem ersten Teil beseitigen können.

Insgesamt habe ich also doch gemischte Gefühle. Auf der einen Seite ist da eine gewisse Spannung und Vorfreude, weil sie nach ihrem Erstling nun die Chance haben Schwächen wie die Story, das langweilige Missions-Design und die Interaktion mit den NPC’s auszumerzen. Aber dies war bisher hauptsächlich auch nur übliches PR-Geschwafel der Marke „Alles besser, größer, toller und vor allem besser.“ In jedem Falle wird es wahrscheinlich nicht verkehrt werden, auf eine günstige GOTY-Version zu warten.

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